„Hitlerjunge Salomon“ zu Gast in Edenkoben

sallydeckerEs gibt im Leben manchmal solche ganz besonderen Momente, in denen man den Eindruck hat, die Welt halte einen Augenblick den Atem an, weil gerade etwas ganz Wunderbares geschieht. So erging es am 22. November den Schülerinnen und Schülern der Paul-Gillet-Realschule plus (Klassenstufen 9 Berufsreife, 10 und 12) und den 9. Klassen des Gymnasiums Edenkoben. Zunächst gastierte der 88jährige Sally Perel in der Realschule und danach im benachbarten Gymnasium. Herr Perel berichtete aus seinem abenteuerlichen Leben, das er in seiner Autobiografie „Hitlerjunge Salomon“ niedergeschrieben hat und welches unter dem gleichen Titel vor einigen Jahren verfilmt wurde. Herr Perel wurde in einer jüdischen Familie in Peine geboren, floh mit seinen Eltern nach Polen, wo diese den Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Perel selbst flüchtete in die Sowjetunion, wo es ihm durch einen Trick gelang, nach dem Einmarsch der deutschen Truppen bei einer Panzerdivision in der Wehrmacht unter dem Namen Jupp zu dienen, bevor ihn sein Hauptmann an eine NS-Eliteschule nach Braunschweig schickte, die er fast vier Jahre lang besuchte. In all den Jahren lebte er unter der ständigen Bedrohung als beschnittener Jude entdeckt zu werden. Bis heute gibt es in seinem Inneren den Zwist zwischen dem Juden Sally und dem Hitlerjungen Jupp. Das ist eine einzigartige Biografie des Dritten Reiches, was der Vortrag widerspiegelte. Das war zu erwarten. Was jedoch das Besondere an dieser Autorenlesung war, das zeigte sich in den Reaktionen der Schülerinnen und Schüler. Zwei Stunden absolute Stille, Konzentration auf Herrn Perel, der es verstand, das Gestern immer wieder mit dem Heute zu verbinden; der den jungen Menschen Raum für Traurigkeit, Freude und Nachdenklichkeit bot und ihnen den Auftrag gab, von nun an als Zeitzeugen das weiterzugeben, was er als einer der letzten Zeitzeugen ihnen berichtet hat. Er sagte, dass er die Jugend mit den Tränen der Kinder von Auschwitz impfen möchte und dies so lange tun werde, wie ihn seine Schuhe tragen. Das war sein Schwur, nachdem er bei einem Besuch in Auschwitz die Masse an Kinderschuhen gesehen hatte. Dass seine Botschaft bei den Schülerinnen und Schülern in Edenkoben angekommen war, davon zeugte nicht zuletzt die lange Schlange derer, die sich zum Signieren seines Buches im Anschluss an den Vortrag angestellt hatten. Und auch hier zeigte sich die besondere Gabe von Herrn Perel, der sich allen persönlich zuwendete, ohne Rücksicht auf sein Alter. Die Anwesenden können nicht nur der Friedrich-Naumann-Stiftung, die als Sponsor fungierte, sondern auch dem Zweiten Konrektor der Paul-Gillet-Realschule plus, Matthias Decker, besonders dankbar sein, denn ohne dessen Idee, Initiative und Beharrlichkeit über zwei Jahre hinweg, wäre dieses Erlebnis nicht möglich gewesen und welch ein Verlust wäre dies!

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