Zum zweiten Mal konnte ein Abschlussjahrgang unserer Schule den Zeitzeugen Sally Perel erleben. Die Schüler/innen waren tief beeindruckt. Der Jude Sally hatte in der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges in einer Schule der Hitlerjugend mitten unter den ausgesuchten Nazis als einer der ihren überlebt. Die in dieser Zeit gewachsene Identifikation mit dem Nationalsozialismus auf der einen Seite, die Identität als Jude auf der anderen Seite schufen eine Schizophrenie, einen Zwiespalt, womit Sally heute noch zu kämpfen hat. Dennoch ist von Verbitterung nichts zu spüren: Sally sieht sich als Botschafter der Freiheit und als Mahner gegen die Leugnung des Holocaust. Er sagt: „So weit mich meine Schuhe tragen, werde ich diese Mission übernehmen.“
Seine lebendige und persönliche, offene gegenwärtige Art fesselte Schülerinnen und Schüler, genauso wie die anwesenden Lehrerinnen und Lehrer über zwei Stunden. Am Ende seines Vortrages setzte Sally die anwesenden Schüler/innen als Botschafter ein: „Ihr seid jetzt Zeitzeugen. Ihr habt von mir aus erster Hand gehört, wie es gewesen war. Lasst euch nichts vormachen, sondern denkt selbst“. Im Anschluss stellten die Schüler selbst Fragen. So wollte ein Schüler zum Beispiel wissen, wie sich Sally die perfekte Welt vorstelle. In der Antwort kam deutlich die geschichtliche Perspektive vieler heute stattfindender Konflikte zum Vorschein, weil Sally sich auf die Streite und Kämpfe zwischen Israel und den Palästinensern bezog: Die IS heute ist nur verstehbar auf dem Hintergrund der andauernden Diskriminierung der Palästinenser. Er forderte daher als ersten Schritt einen eigenständigen Staat Palästina. „Dann wäre die Welt schon ein großes Stück friedlicher!“
Die Schüler dankten ihm seine Offenheit, indem sie das Buch, dass Sallys Leben als „Hitlerjunge Salomon“ beschreibt, signieren ließen und ein kurzes Gespräch genossen.